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Kurbelwellenwerk in Nordhausen fährt wieder vollen Betrieb

Die Mitarbeiter Carmen Grolle und Michael Kraft begutachten eine Kurbelwelle im Bereich der Endkontrolle des Kurbelwellenherstellers FEUER Powertrain in Nordhausen. Das Unternehmen ist Europas größter unabhängiger Hersteller von Kurbelwellen für die Branchen Pkw, Lkw, Industrie und Fun-Vehicle.
© FUNKE Foto Services | Marco Kneise

Nordhausen. FEUER Powertrain hat die Kurzarbeit beendet. Die Firma blickt verhalten optimistisch in die Zukunft, beklagt aber eine starke Reglementierung durch EU-Verordnungen.

„Seit dem 1. Februar ist die Produktion wieder voll angelaufen, die Zeit der Kurzarbeit ist erst einmal vorbei“, sagt Bernd Gulden. Der Geschäftsführer des Kurbelwellenwerks „FEUER Powertrain“ in Nordhausen blickt verhalten optimistisch in die nahe Zukunft.

Die schwierigste Zeit liegt hinter dem europäischen Marktführer für Kurbelwellen. „Im gesamten Jahr 2024 war die Auftragslage rückläufig. Erst im Dezember war wieder eine Stabilisierung der Lage erkennbar“, blickt Gulden zurück. Der für Powertrain wichtigste Markt in den USA habe sich leicht erholt.

„Aber es ist derzeit eine große Unsicherheit vorhanden, denn Präsident Trump hat einen 25-prozentigen Zoll auf Stahl und Aluminium erhoben“, erklärt der Nordhäuser. Welche Auswirkungen das auf die Produktion im Nordhäuser Werk hat, ist noch nicht ganz klar. „Denn die Zölle würden sich nur auf die Rohmaterialien beziehen und nicht auf verarbeitete Produkte. Das sagen wenigstens unsere Rechtsanwälte“, berichtet Gulden. Der Ausgang sei jedenfalls ungewiss.

„Im ersten Quartal fahren wir wieder voll. Was wir jetzt nicht verkaufen, geht ins Lager“, führt Gulden aus. Es könnte sein, dass im April noch einmal eine Woche Kurzarbeit gefahren werden muss. „Wir müssen sehen, was der Markt hergibt“, so der Geschäftsführer.

Dieses Jahr ist ein Übergangsjahr für das Kurbelwellenwerk. „Wir wollen ab 2026 wieder in die Wachstumsspur kommen“, betont Gulden. Im vergangenen Jahr konnten die Wachstumsziele des mit 700 Mitarbeitern zweitgrößten Industriebetriebs in Nordhausen nicht erreicht werden. „Wir hatten mit 180 Millionen Euro Umsatz einen Rückgang von 20 Prozent gegenüber 2023 zu verzeichnen“, blickt der Nordhäuser zurück.

Welche Märkte sind eingebrochen? „Der Pkw-Markt, der 60 Prozent unserer Produktion ausmacht, ist erstaunlich stabil geblieben. Eingebrochen sind die Märkte Powersports, Baumaschinen und Landwirtschaft“, zählt Gulden auf. Hier habe es Rückgänge von bis zu 70 Prozent gegeben. In diesem Jahr zeichne sich ab, dass der Pkw-Markt weiter stabil entwickle und sich die drei anderen Branchen langsam wieder erholen.

„Wichtig für uns war, die Stammbelegschaft während der Kurzarbeit zu halten und keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen“, sagt der Geschäftsführer. In diesem Jahr sollen die Brückentage für arbeitsfreie Tage genutzt werden. Und es soll solange es geht Volllast gefahren werden. „Das ist für unsere Maschinen besser als nur eine halbe Auslastung“, sagt Gulden.

Ein grundsätzliches Problem sei die Überregulierung durch die Europäische Union. Der Nordhäuser Geschäftsführer nennt die Verordnung des CO²-Grenzausgleichsystems als Beispiel. „Wenn ich eine Schraube aus Indien für ein bestimmtes Produktionsteil kaufe, muss ich nachweisen, wie hoch der CO²-Verbrauch bei der Herstellung dieser Schraube ist“, erläutert der Nordhäuser.

Bernd Gulden, Geschäftsführer des Kurbelwellenherstellers FEUER Powertrain, beklagt eine zu starke Reglementierung durch eine Vielzahl von Verordnungen der EU.
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Gulden: Die EU dreht uns die Luft ab

Die genannte Verordnung umfasst sage und schreibe 108 Seiten. „Ich habe nicht nur keine Zeit, diese Verordnung zu lesen, sondern ich verstehe sie auch nicht“, beklagt Gulden. Denn dort seien beispielsweise physikalische Formeln abgebildet, die man ohne ein entsprechendes Studium gar nicht bewältigen könne.

„Ich mache mich haftbar, wenn ich diese Regelungen nicht einhalte. Um diese einzuhalten, müsste ich aber zehn Leute einstellen, die den Text verstehen und die Formeln berechnen“, ärgert er sich. „Uns wird durch die EU regelrecht die Luft zugedrückt“, beklagt er. Und die Konkurrenz in Indien und China lache sich ins Fäustchen, weil es dort auch ohne Regelungen geht.

Original Artikel: https://www.thueringer-allgemeine.de/lokales/nordhausen/article408283731/kurbelwellenwerk-in-nordhausen-faehrt-wieder-vollen-betrieb.html

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