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Nordhäuser Unternehmen Powertrain knackt beim Umsatz die 200-Millionen-Euro-Marke

Foto: Christopher Keil

Das Kurbelwellenwerk setzt seinen Wachstumskurs fort. Das Unternehmen steigert seinen Marktanteil auf fast 70 Prozent.

„Wir haben im vergangenen Jahr zum ersten Mal in unserer 20-jährigen Firmengeschichte die Grenze von 200 Millionen Euro beim Umsatz überschritten“, sagt Bernd Gulden, Geschäftsführer des Nordhäuser Kurbelwellenherstellers Feuer Powertrain. Der europäische Marktführer bei Kurbelwellen habe neue Marktanteile hinzugewonnen – „wir liegen derzeit bei knapp 70 Prozent“, so Gulden –, neue Produktionskapazitäten mit dem neuen Werk im eichsfeldischen Beuren aufgebaut und die Belegschaft um etwa zehn Prozent auf jetzt 700 Mitarbeiter aufgestockt. „Damit konnten wir unseren Wachstumskurs weiter fortsetzen“, sagt Gulden. Ziel für dieses Jahr sei es, den Umsatz nochmals zu steigern, auf eine viertel Milliarde Euro, also 250 Millionen.

Das von manchen Experten vorausgesagte Ende des Verbrennermotors und damit auch der Kurbelwelle lasse weiter auf sich warten. Im Gegenteil: „Die neue E-Mobilität ist für uns ein wahrer Segen“, betont der Nordhäuser. Durch die politisch gewollte Umstrukturierung auf den Elektromotor würden die größeren Kunden in der Automobilindustrie die Kurbelwelle nicht mehr als Kerngeschäft ansehen und die Fertigung abbauen. „Dort setzen wir an und springen in die Bresche“, argumentiert Gulden.

Geschäftsmodell soll noch bis 2035 funktionieren

Vor allem auf dem amerikanischen Markt und im nicht automobilen Sektor wie etwa Powersports oder Land- und Baumaschinen habe man kräftig zugelegt. Mit Powersports seien Motorräder, Schneemobile und Außenbordmotoren bei Sportbooten gemeint. „20 Prozent unserer gesamten Produktion liefern wir mittlerweile in die USA“, führt der Nordhäuser aus.

„Unser Geschäftsmodell wird noch bis etwa 2035 funktionieren“, schätzt Gulden ein. Denn so lange werde die Umstellung auf neue Antriebsformen dauern. Es gebe Märkte, die sogar noch länger dafür benötigen werden wie etwa die Landmaschinen. Erst danach müsse sich das derzeit umsatzstärkste Unternehmen in der Region umorientieren.

„Der Anteil der Pkw-Kurbelwellen ist rückläufig“, so Gulden. Stammten 2017 noch 71 Prozent der Kurbelwellen aus diesem Bereich, waren es im Vorjahr noch knapp über 60 Prozent. „Im Jahr 2026 werden wir bei unter 40 Prozent liegen“, rechnet er vor. Insofern reagiere man schon jetzt auf die Veränderungen an den Märkten.

Was den Nordhäuser Geschäftsführer ärgert, sind die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland. Er nennt folgendes Beispiel. Die Produktion von Schmiedeteilen, die die Firma für die Kurbelwellen benötigt, ist in Deutschland mit einer CO2-Abgabe belegt. „Unsere Mitbewerber in Indien und China sind davon aber ausgenommen“, erklärt er. Das sei ein klarer Standortnachteil. „Hier ist die große Politik in Brüssel und Berlin vor den Lobbyisten eingeknickt“, ärgert sich der Geschäftsführer.

Der allseits beklagte Fachkräftemangel sei auch in Nordhausen zu verspüren. „Wir konnten aber trotzdem die Mitarbeiterzahl um zehn Prozent steigern“, sagt der Nordhäuser. Als Pluspunkt nennt er die guten Rahmenbedingungen in seinem Unternehmen. „Bei uns wird nach Tarif bezahlt, und wir zahlen in diesem Jahr auch die steuerfreie Sonderprämie über 1500 Euro aus, obwohl wir dazu gemäß Haustarifvertrag gar nicht verpflichtet sind“, so Gulden. Powertrain habe außerdem vom Personalabbau mancher Betriebe im Eichsfeld profitiert.

Im vor zwei Jahren neu eröffneten Werk in Beuren seien mittlerweile 70 Mitarbeiter beschäftigt. „Dort wollen wir noch weitere Fachkräfte einstellen und peilen als Zahl die 100 an“, blickt er voraus. Etwa 30 weitere Mitarbeiter sollen auch noch am Stammwerk in Nordhausen neu hinzukommen.

Investitionen in Maschinenpark und verbesserte Logistik

Die Investitionen werden 2023 im Vergleich zu den Vorjahren etwas zurückgefahren. „Wir wollen zehn Millionen Euro in die Erneuerung unseres Maschinenparks investieren“, kündigt Gulden an. Auf diesem Niveau wolle man sich auch in den kommenden Jahren bewegen. Unter die Investitionen fällt auch der neue Parkplatz am Eingang des Firmengeländes in Nordhausen. „Wir wollen die Anlieferungssituation für die Lkw und somit die Logistik verbessern und schaffen im ersten Schritt mehrere Lkw-Stellplätze. Darüber hinaus werden wir in einer zweiten Baustufe die Parkplätze für unsere eigenen Mitarbeiter erweitern“, erklärt der Geschäftsführer.

Quelle: Thüringer Allgemeine Zeitung vom 18.01.2023 / Von Hans-Peter Blum

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